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Als Wettkampfrichter bei der Europameisterschaft Speedskating (Juli 2008)
Zusammen mit zwei anderen Schiedsrichtern aus NRW durfte auch Johannes Gerhards an den Europameisterschaften der Speedskater in Gera teilnehmen. Er war als Mitglied der internationalen Wettkampfrichterjury über eine Woche lang (19. bis 27. Juli 2008) im Dauereinsatz als Rundenzähler vom Dienst und darf sich jetzt „EM-Bimbambino“ nennen...
Los geht es am 19. Juli mit der Registrierung der beteiligten Sportler und Delegationen aus 21 Nationen. Unter den Prüfungskandidaten für das europäische Schiedsrichteramt herrscht naturgemäß eine kaum zu verbergende Nervosität: wie sind die Modalitäten, wer stellt wann welche Fragen, wie und von wem werden Theorie und Praxis beurteilt, welche vorgeschriebenen und unausgesprochenen Verhaltensregeln gilt es zu beachten, etc. Jede(R) bemüht sich nach Kräften, die möglicherweise umherstehenden Fettnäpfchen zu meiden, um nicht gleich beurteilungsmäßig ins Hintertreffen zu geraten. Die „alten Hasen“ geben den einen oder anderen nützlichen Tipp und versuchen mehr oder weniger erfolgreich, die angespannten Nerven zu beruhigen.
Am nächsten Morgen wird es dann hochoffiziell: die Nationenreihenfolge für Bahn- und Straßenwettbewerbe muss ausgelost werden: Agnes Húszar, internationale Oberschiedsrichterin aus Ungarn, spielt die Glücksfee und reicht den Anwesenden einen Stoffbeutel mit den Namenskärtchen der Teilnehmernationen. Das Ergebnis der Auslosung ist wichtig für die Aufstellung bei den Massenstartrennen und bestimmt, in welcher Reihenfolge die Skater beim Einzelsprint anzutreten haben. Außerdem benennt das europäische Schnelllaufkomitee CEC die jeweiligen Oberschiedsrichter und ihre Assistenten für die unterschiedlichen Wettbewerbe. Diese werden uns anschließend unsere Positionen zu weisen. Insgesamt gibt es etwa 10 verschiedene Aufgabenbereiche, mancher hat bereits seine Vorlieben und Spezialisierungen entdeckt, wenngleich grundsätzlich natürlich jeder alles können muss. Ich habe mich anscheinend bei der DM als Rundenzähler (interner Fachjargon: Glöckner) bewährt und darf den von vielen unbeliebten „Job“ nun auch bei der EM hauptverantwortlich ausüben...
Weiter geht es mit einem Empfang beim Bürgermeister der Stadt Gera, viele Reden werden gehalten, wobei die Aktivensprecherin Franziska Neuling charmant und kompetent zweisprachig den besten und erfrischendsten Eindruck hinterlässt.
Am Abend dann die offizielle Eröffnung auf der Rollschnelllaufbahn (übrigens baugleich mit der Anlage in Jüterbog) incl. Einmarsch der Nationen, den entsprechenden Hymnen und eindrucksvollen Showeinlagen der Geraer Nachwuchsskater: rasante Szenen aus dem Erfolgsmusical „Starlight Express“ werden dargeboten, ein Hauch von Olympia ist zu spüren, wenngleich Realisten der Szene diesem Speedskatertraum auch in Zukunft wenig Chancen einräumen.
Am folgenden Montag richten sich immer wieder besorgte Blicke zum bedeckten Himmel über Gera, doch noch bleibt es trocken, allerdings für die Jahreszeit viel zu kalt. Einzelsprints über 300 m stehen traditionell am Anfang einer Europameisterschaft. Jede Nation darf bis zu drei Sportler pro Wettbewerb ins Rennen schicken, die Favoriten kommen meist aus Italien und Frankreich, den klar führenden Speedskatingnationen in Europa. Beim Einzelsprint treten die schnellsten 12 Damen und Herren am Abend zum Finale nochmals an. Jeweils zwei Deutsche erreichen den Endlauf, Lisa Kaluzni wird 8. der Gesamtwertung, und Matthias Schwierz, der sich im Winter beim Eisschnelllauf noch übelst verletzte, landet auf Platz 9. Die Goldmedaillen gehen an den Belgier Wouter Hebbrecht (24,852 sec) und Nicoletta Falcone (ITA) in 27,253 sec.
Als nächstes steht das kombinierte Punkte-Ausscheidungsrennen auf dem Programm. Das bedeutet Höchstkonzentration für die Wettkampfrichter, insbesondere den Rundenzähler. Ein Fehler hier käme dem Faux Pas von Oliver Kahn im WM Endspiel 2002 gleich und würde wohl das Ende der Karriere als europäischer Schiedsrichter bedeuten, bevor sie richtig begonnen hat. In vorher festgelegten Runden erhalten die Führenden zwei oder einen Punkt, in der folgenden Runde scheidet der/die Letzte aus. Kompliziert wird die Lage, wenn Sportler vorher durch Sturz oder Überrundung ausscheiden, dann werden die entsprechenden „Eliminations“ gestrichen, damit am Ende auch tatsächlich die vorher berechnete Zahl der „Finisher“ übrig bleibt: in der Regel bestreiten 5 Skater die letzten beiden Runden. Inzwischen hat sich im Wettkampfgericht zur besseren Verständigung aus dem babylonischen Sprachengewirr ein internationales Kauderwelsch entwickelt, da einige nur ihre Muttersprache beherrschen. Dennoch ist die Stimmung bestens, zumal die anspruchsvollsten Massenstartrennen ohne Sturz und Komplikationen ablaufen, und es erst nach Abschluss des ersten Wettkampftages zu regnen beginnt. Sabine Berg verpasst äußerst knapp eine Medaille und landet auf dem berühmten undankbaren 4. Rang.
Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sich die Wassermassen des Folgetages früher über Gera niedergeschlagen hätten…
Kurz gesagt, am Dienstag fiel das gesamte Programm der widrigen Witterung zum Opfer, die Wettkampfrichter nutzten die unerquickliche und aufreibende Wartezeit, um die wichtigsten Fachbegriffe in den verschiedenen Sprachen aufzulisten und gegenüber zu stellen.
Am Mittwoch dafür volles Programm: bereits um 9 Uhr geht es los mit den Rennen über 1.000 m. Da hier maximal 7 Personen starten dürfen, gibt es Vorläufe, Halbfinale und schließlich den Endlauf, in dem die 17jährige Juniorenweltmeisterin Sabine Berg als Dritte die bisher einzige Medaille für Deutschland holen kann. Weiter geht es mit den Ausscheidungsrennen über 10.000 m (Damen) bzw. 15.000 m (Herren). Gold geht jeweils an Frankreich, die übrigen Medaillen an Italien.
Nachmittags folgen die Sprintausscheidungen über 500 m. Wieder gibt es Vorläufe, Viertel-, Halbfinale und Endlauf, diesmal mit 4 SkaterInnen pro Lauf. Frankreich holt alle drei Medaillen bei den Herren, im Damenwettbewerb gelingt es der Spanierin, das Gleiche für Italien zu verhindern…
Die Stimmung steigt, ebenso die Spannung, denn im letzten Wettbewerb, dem Staffelrennen über 3.000 m, haben die Deutschen durchaus Chancen, ihre Bilanz im Medaillenspiegel zu verbessern. Zunächst sieht es auch sehr gut aus, doch in der vorletzten Runde kommt die deutsche Läuferin in Führung liegend zu Fall: aus der Traum vom Gold! Auch die Herren haben Pech: nur um Haaresbreite landen sie schließlich auf Platz 4.
Den Ruhetag am Donnerstag haben sich alle redlich verdient: es bietet sich die Gelegenheit zur individuellen Freizeitgestaltung: Besuch des BuGa-Gländes, eindrucksvolle Besichtigung der unter den Häusern von Gera liegenden „Höhlersysteme“, die in den vergangenen Jahrhunderten errichtet wurden, um das in Eigenregie gebraute Bier zu lagern, Ausflüge in die nähere Umgebung oder auch einfach mal die Gelegenheit zum Smalltalk mit der einen oder dem anderen stehen auf dem Tagesplan. Während der Wettkämpfe und darüber hinaus ist den „Azubis“ im Schiedsrichterwesen nämlich jegliche Kommunikation mit Sportlern, Besuchern und Offiziellen untersagt, wenngleich niemand genau sagen kann, wie eng das im Einzelfall von den Mitgliedern der Prüfungskommission gesehen oder sanktioniert wird.
Am Freitag beginnen die Wettbewerbe auf der Straße, dafür wurde auf einem großen Parkplatz in der Innenstadt ein 400 m langer und mindestens 6 m breiter Rundkurs markiert, auf dem zunächst die Sprints über 200 m absolviert werden. Wouter Hebbrecht holt sich nach einem spannenden Finale seine zweite Goldmedaille, Jana Gegner landet auf Rang 4, Matthias Schwierz, im Vorlauf noch mit der drittbesten Zeit, fällt leider auf Platz 6 zurück. Auch in den Ausscheidungsrennen ist nichts zu machen, Sabine Berg wird Fünfte über 15.000 m. Der Samstag sollte zum Tag der Deutschen werden: hier erreichen zwei deutsche Herren das Finale über 500 m, zwar mit etwas Glück, denn der vor ihnen eingelaufene Skater wurde deplatziert. Eine Medaille ist also bereits sicher, denn nur 4 Sportler haben sich qualifiziert. Matthias Schwierz nutzt die Gunst der Stunde und verteidigt seine im Vorjahr errungene Silbermedaille. Dann kommt der große Auftritt von Sabine Berg, sie holt Gold im Punkterennen über 10.000 m. Davon beflügelt gehen die Damenstaffeln ins Rennen und kommen tatsächlich als erste ins Ziel! Sabine Berg, Jana Gegner und Tina Strüver dürfen sich nun mit den begeisterten Zuschauern zum zweiten Mal die deutsche Nationalhymne anhören. Bei den Herren lief es nicht ganz so gut, wie auf der Bahn wurden sie Vierte, allerdings konnten sie sich dennoch über Bronze freuen: Spanien wurde deplatziert, legte Protest ein, der wurde zurück gewiesen, und die CEC bestätigte in letzter Instanz die Entscheidung des Wettkampfgerichts.
Jetzt stand am Sonntag als Abschluss nur noch der Marathon auf dem Programm, zu dem auch Straßenspezialist Markus Pape nominiert wurde. Zuvor waren jedoch die Damen an der Reihe: entgegen den Prognosen aller Fachleute setzte sich wieder Sabine Berg durch und verwies die Weltcupsiegerin aus Italien und alle anderen Favoritinnen auf die Plätze. Sie ist in der Tat ein Jahrhunderttalent, einen Tag vor ihrem 18. Geburtstag 3 Goldmedaillen bei der EM, da kann Mutter Bundestrainerin und Vater Moderator sich so richtig freuen und ganz Skaterdeutschland jubelt mit, außer den Wettkampfrichtern natürlich, die dürfen sich höchstens still und heimlich freuen…
Der beste deutsche Marathonskater war Nico Wieduwilt auf dem 5. Platz, Markus hielt sich als 30. in der Spitzengruppe und erfüllte die vom Bundestrainer gestellte Aufgabe mit Bravour. „Eigentlich hatte ich schon etwas mehr erwartet, aber diese Hitze ist nicht wirklich mein Wetter“, lautete sein Kommentar über das Rennen am bisher heißesten Tag des Jahres. Nach einer anstrengenden aber hochinteressanten Woche ging die EM am Sonntag mit der Abschlussfeier zu Ende. Deutschland belegt im Medaillenspiegel den dritten Platz, ein riesiger Erfolg, der natürlich hauptsächlich auf das Konto von Sabine Berg geht. Man darf gespannt sein, welche Rolle sie im September bei der WM in Spanien (04. bis 12.09.) zu spielen in der Lage ist, wenn auch die starken Südamerikaner mit von der Partie sind.
***
Kritische Polemik zu den Hallenwettkämpfen in NRW (März 2007)
Gleich 4 (in Worten: vier!)
Hallenwettkämpfe hat es in diesem Jahr in NRW gegeben, erst- und einmalig in
Deutschland, ist der RIV also auf dem richtigen Weg? Schauen wir mal etwas
genauer hin: Gesamtteilnehmer: 352, das kann sich sehen lassen und wären knapp
die Hälfte der in unserem Landesverband lizenzierten Speedskater, ABER: 67
davon waren bei mindestens zwei Rennen dabei, darunter wiederum nur 13 bei 3,
und lediglich 21 Skater nutzten die Gelegenheit zur Teilnahme an allen 4
Veranstaltungen. Mag hier und da Verletzungspech oder Krankheit der Grund
gewesen sein, das erscheint mir als Basis für eine Sichtung oder gar einen WHC
(WinterHallenCup) zu wenig. Haben wir also am Bedarf vorbei geplant? Sind wir
eine Gruppe von Freizeitsportlern, die Winterschlaf halten und sich lieber vor
einem Millionenpublikum für teures Startgeld bei überfüllten Stadtmarathons
blamie..., äh, präsentieren? Sind Rheinländer und Ruhrgebietler, zumal in der
Karnevalszeit, reiseunlustiger als Ostwestfalen? Am Wetter kann’s ja diesmal
nicht gelegen haben... Und der Nachwuchs: wird der nur bei einer
Landesmeisterschaft hervor gekramt und ansonsten unter Verschluss gehalten,
damit die anderen Vereine davon keinen Wind bekommen und Vergleiche anstellen
können? Ich plädiere für mehr Breitensportwettkämpfe auf Vereinsebene im
regionalen Umfeld, Schul- und Stadtmeisterschaften, von denen sich die Sieger
dann bei einer LM präsentieren können. So süß die lieben Kleinen sind, wir
brauchen keine überrundeten Ausbremser, die den Wettkampf verfälschen, weil
sich niemand traut, sie wegen möglicher Demotivierungsgefahr (vor allem ihrer
Eltern) aus dem Rennen zu nehmen...
Ach ja, es ging um Talentsuche: zur Erinnerung, aussagekräftige Ergebnisse
haben wir bei den männlichen Jugendlichen und in der AK 40, weil hier jeweils
5 Sportler an allen Rennen teilnahmen und mit den unterschiedlichen
Bedingungen klarkommen mussten. Die Damen der Schöpfung hielten sich besonders
auffallend zurück, sind die Herren titelgeiler? In der W 30 hätte jede
Landesmeisterin werden können, die zwischen dem 01.01.1968 und dem 31.12.1977
geboren ist und über ein Paar Aldi Skates verfügt. Da hört man dann immer
wieder: in der Halle trainieren ist ja in Ordnung, aber Wettkämpfe nein
danke...
Immerhin: einige jugendliche Sportler wurden vom Landestrainer zu Recht
ausgezeichnet, andere sind erstaunlich fit für ihr Alter und streben nach
Aufnahme in den bundesdeutschen Seniorenkader, es gab strahlende Sieger und
entspannte Verlierer, und allen, die dabei waren, hat es wohl auch Spaß
gemacht.
Das Niveau war am höchsten in Leverkusen und Paderborn, vor allem weil hier
Sportler aus anderen Landesverbänden oder gar dem Ausland beteiligt waren. Die
schnellsten Zeiten wurden in Bochum gefahren, die meisten Stürze gab es in
Leverkusen, die höchste Teilnehmerzahl in Kerpen, darunter allerdings auch die
meisten Anfänger. Der Zeitplan wurde in Paderborn und Kerpen am wenigsten
eingehalten, wegen der hohen Teilnehmerzahl und dem unterbesetzten
Schiedsrichterkollegium hier, wegen (überflüssigem) Rahmenprogramm und
Auswertungs- bzw. Hardwareproblemen dort. Es fällt auf, dass Vereine mit
eigener „Identität“ und gemeinsamer Anreise andere Ansprüche ans Programm
stellen als der meist nur von Eltern begleitete NRW Nachwuchs. Während sich
Bahnwettkampf-erfahrene Sportler durchaus auf einen langen Tag einstellen
können, muss es hierzulande immer flott gehen: ankommen, skaten, Siegerehrung
und ab nach Hause. Hauptsache später kommen und früher gehen und bloß nicht zu
lange Wartezeiten zwischendurch. Gerne genießt man dagegen die Hurrastimmung
der Kids, die ihre Idole anfeuern und sich von diesen so manches abgucken
können: learning by viewing heißt dieses bei uns weitgehend unbekannte
Konzept. Auch wollen die Läufer der Hauptklassen verständlicherweise nicht den
halben Tag oder länger unbeschäftigt in einer mehr oder weniger muffigen
Sporthalle verbringen und schließlich unter Ausschluss der
begeisterungsfähigen Öffentlichkeit ruckzuck kurz vor Feierabend ihre Sieger
ermitteln.
Das Wettkampfprogramm könnte variabler gestaltet werden, andere Strecken,
verschiedene Modi, Teamwettbewerbe wie Staffeln oder Verfolgung,
Ausscheidungs- oder Punkterennen. Anfänge wurden in Leverkusen und Bochum
gemacht, wohl auch weil es hier der Zeitplan noch zuließ. Lasst uns das Jahr
nutzen, uns mal bei Bahnrennen umschauen, wie das Programm attraktiver
gestaltet werden kann.
Ein paar Anregungen und Tipps
für zukünftige Veranstalter:
Bietet den Zuschauernund Sportlern komfortable(re) Möglichkeiten und gutes
Catering,
einen kompetenten Moderator, der die Sportler vorstellt und die Rennen
erklären und kommentieren kann,
verwendet das DRIV Wettkampfprogramm und erfahrenes Personal für die
Auswertung
für Sportler (und ihre Eltern):
hört auf, die Schiedsrichter zu fragen, wann ihr endlich dran seid
ihr habt eigentlich im Innenraum nichts zu suchen, aber wenn ihr schon da sein
dürft, bitte keine Anfeuerungen!
lasst die Pylonen liegen und kickt sie nicht anderen in den Weg!
akzeptiert ohne wenn und aber die Entscheidungen der Wettkampfrichter!
fragt nicht immer, wann die Siegerehrung ist, die Veranstalter arbeiten so
schnell und zuverlässig, wie es geht
es interessiert niemanden, warum ihr früher fahren müsst oder zu spät gekommen
seid...
Statistik:
insgesamt 352 Teilnehmer bei 4 Rennen
Kerpen 118 (davon über 40 ohne Lizenz)
PB 110 (über 30 ohne Lizenz)
BO 61 (5 ohne Lizenz)
LEV 63 (10 ohne Lizenz)
67 mit mindestens 2 Rennen (davon 13 mit 3 und 21 mit 4 Rennen)
Erfolgreichste Sportler:
Malte Grieswelle, Sch B, SV Heepen
Jan Konz, Jug M, Kölner Rollmöpse
Janina Naerger, Jun A/WHK, LC Solbad Ravensberg
Florian Hanß, MHK/AK 30, LC Solbad Ravensberg
“Newcomer”:
Clarissa Gerber, WHK, LC Solbad Ravensberg
Hanno Krüger, AK 40, Speedskater Düsseldorf
***
Vorbemerkung: der folgende Beitrag erfüllt nicht die Ansprüche an einen journalistisch korrekten Artikel und ist stark subjektiv eingefärbt. Ich habe nichts gegen Bestzeiten, bezweifle nur ihre Aussagekraft und ihren Nutzen als Leistungskriterium. Im Gegensatz zu dem schwedischen Kollegen, der nach dem Massensturz von Startblock B weiterfahren konnte und sich über seine verpasste Bestzeit ärgerte, konnte ich nicht mehr aufstehen und habe erst auf dem Weg zum Krankenhaus das Bewusstsein wiedererlangt. Ich freue mich, dass ich überlebt habe und ohne schwerwiegende Verletzungen davon gekommen bin. Ich will auch nicht verhehlen, dass eine Bestzeit zum Saisonabschluss locker eingeplant war, nur bin ich nicht bereit, dafür meine Gesundheit und mein Leben zu riskieren. So gesehen haben sich Relationen verschoben. Auch wenn ich neulich automatisierte Post aus Berlin bekam, eine Urkunde ohne Zeit, verbunden mit dem angeblichen Wunsch der Veranstalter, mich im kommenden Jahr im Ziel begrüßen zu dürfen, bleibe ich bei meiner Kernaussage vom September 2005
Die persönliche Bestzeit - der Weltrekord des Hobbyskaters oder Nie wieder Berlin Marathon!
Mag sein, dass mein Hirn beim "kleinen"
Massensturz doch etwas zu sehr durcheinander gewirbelt wurde, aber in
Berlin kann man wohl nur ganz vorne den Erfolg oder ganz hinten seinen
Spaß haben. Dazwischen ist pure Hektik, rücksichtslose Aggressivität,
technisches Unvermögen und maßlose Selbstüberschätzung. Wer lacht,
verliert. Was zählt ist die Bestzeit, dafür rollen wir zur Not auch
über Leichen oder mitten rein in sich überschlagende
Skatermassen. Ist es da ein Wunder, wenn das Gehirn es vorzieht
auszusetzen?
Vorne geht die Post ab, hier behindert einen höchstens das
Führungsfahrzeug aber keine technisch minderbemittelten
Ausdauerfetischisten, die sich in den falschen Startblock gemogelt
haben, um sich zum neuen Rekord ziehen zu lassen.
Hinten macht man Sightseeing, genießt die Atmosphäre, lässt sich feiern
und nutzt die Gelegenheit, mal daher zu skaten, wo man tagsüber im Stau
steht.
Aber dazwischen ist die Hölle los. Hier im Niemandsland der
Ergebnisliste, zwischen den Plätzen 55 und 5555 tobt der unerbittliche
Kampf gegen sich und andere. Das Ziel: die Bestzeit. Im Blick: der
Tunnel zum Erfolg. Jeder gegen jeden. Inline Rennen und im Stau stehen
ist fast das gleiche: Hauptsache, ich erwische die schnellere Spur, die
richtige Schlange an der Kasse zum Glück: die angestrebte, heiß
ersehnte, seit Jahren verfehlte, diesmal aber unbedingt nötige und
endlich fällige neue persönliche Bestzeit, die einen in der
internationalen Skaterszene in ein wesentlich besseres Licht rückt und
im individuellen Alltag einen lorbeerbekränzten Podestplatz sichert.
Das Problem ist nur: alle werden immer schneller, vorne wie hinten und
vor allem dazwischen: der Streckenrekord wird gleich dutzendweise
geknackt, jedoch: the winner takes it all, es kann nur einen geben,
verdient oder nicht spielt früher oder später keine Rolle mehr. Der
Rest kann sich auf tausend verschiedene Arten möglichst hoch hinaus
rechnen, dennoch heißt das Dilemma: trotz immer besserer Zeiten immer
schlechtere Plätze...
Wohin führt dieser Wahnsinn? In Berlin kann jeder schnell fahren, auch
schneller als ihm lieb ist in Teufels Küche landen oder auf Wolke 42
und dann von oben mit ansehen, wie sich irgendein Lutscher taktisch
clever die Prämie für das Knacken der Stundengrenze einstreicht,
während alle anderen dafür gemeinsam geschuftet haben.
Was hat eigentlich ein Jan Ulrich für eine Bestzeit über welche Distanz
bei welchem Wetter in welcher Gegend? Für ihn ist das natürlich
nebensächlich, doch für des Skaters Seele hängt das gesamte Glück davon
ab, in Berlin die Latte höher legen zu dürfen. Der Kampf ist das Ziel...
Dabei ist die einzig aussagefähige Bestzeit beim Speedskating der 300 m
Einzelsprint. Bei allen anderen Distanzen sind bereits Taktik und
Zusammenarbeit - oder auch gegenseitige Behinderungen - mit im Spiel.
Erst recht bei Straßenrennen. Der ganze Bestzeitenhype sollte nach 2 -
3 Rennen vorbei sein, man könnte sich auf die wesentlichen Dinge
konzentrieren und besser, effektiver, schöner, leichter, eleganter und
vor allem sicherer skaten...
Persönliche Bestzeiten haben eine äusserst beschränkte Aussagekraft -
sie sagen meist mehr über die Person als über deren skatetechnische
Fertigkeiten - werden aber in Berlin zum Non plus Ultra, zum Maß aller
Dinge, zur Eintrittskarte ins Glück. Ich komme damit ins
entsprechende Startblockparadies und nicht einmal Erzengel kriegen mich
da wieder raus, auch wenn ich mich als lebendes unberechenbares
Hindernis für alle anderen entpuppe. Geradeaus klappt es soeben noch,
aber wehe es naht eine Kurve: Spur halten - wie geht das denn?
Übersetzen, das kann ich doch nur andersrum - irgendwie hat es sonst
doch
auch immer noch hingehauen - jetzt haut es dich hin! Aber so richtig...
eine Kettenreaktion, die Horrorvorstellung schlechthin, der gefürchtete
Dominoeffekt, ein riesiges Knäuel gefallener
Skater, keine Chance zum Ausweichen, da nimmt das Bewußtsein doch
lieber eine Auszeit und kehrt erst im Rettungswagen zurück, zum Glück!
Der Rest der Skater wird über die Gegenfahrbahn am "Schlachtfeld" vorbei geleitet, die letzten Verletzten abtransportiert...
Im Ziel bejubelt man sich und andere, Bestzeit geschafft, sogar mit
gebrochener Nase, blutüberströmt zwar, aber immerhin: Saisonziel
erreicht! Jetzt wird gebechert, gefetet und veranstalterseits zufrieden
verkündet: es gab lediglich einen kleinen Massensturz ohne wesentliche
Auswirkungen... ...auf das Denkvermögen des Autors?
Wie sehr ich aber mit meinen Bemerkungen ins Schwarze getroffen habe, zeigt folgende charmante Reaktion (Auszug): "... wenn euch berlin zu gefährlich ist, dann fahrt doch auf euren "parkplätzen" (ohne zuschauer, denn die sind davon gelangweilt) technisch saubere ründchen, wir haben dann auf der strecke endlich mehr platz!"
***
Speedskating bleibt Randsportart, füllt aber das Sommerloch
Die allmächtigen greisen „Herren der Ringe“ im IOC haben Anfang Juli entschieden: Speedskating wird 2012 nicht olympisch. Gründe wurden nicht genannt, sind aber wohl im allgemeinen Sparzwang zu suchen. Selbst die ihnen vermutlich etwas näher stehende Sportart Golf wurde abgelehnt, weil nach Möglichkeit keinerlei neue Sportanlagen extra für Olympia gebaut werden sollen.
Ganz anders wir in NRW: obwohl diese Prämisse natürlich und vor allem auch für die kleine Schwester der Olympiade, die World Games gilt, hat man hierzulande zwar Kosten aber keine Mühen gescheut, um eine international zweitklassige Bahn in Duisburg aus dem Boden zu stampfen. Hier soll die Weltelite der schnellsten Rollenflitzer Mitte Juli für Rekordzeiten sorgen, was aber wegen der nicht überhöhten Kurven als äusserst unwahrscheinlich gilt.
Schon vor Inbetriebnahme der Sportanlage, die auch dem „rückständigsten aller Landesverbände“ RIV zur Verfügung stehen soll, gab es allerdings schon Streit um die Nutzung. Zur Eröffnung war als einziger Speedskater Sprintexperte Matthias Schwierz geladen, der extra aus Baden Württemberg anreisen durfte und Mühe hatte, sich zwischen einer Kulisse aus Duisburger Grundschulkindern durchzudrängeln. Sportler aus NRW waren nicht gefragt worden, obwohl wir seit kurzem mit Lukas Wannagat auch einen Deutschen Meister im Juniorenbereich und die Nationalmannschaftsfahrer Friederike Gehring und Markus Pape in unseren Reihen haben. An der Frage, ob die Bahn denn auch als Parkplatz für Kanuten zweckentfremdet genutzt werden kann, entzündete sich weiterer Zwist: bis zu den World Games war die Bahn von einem zwei Meter hohen Bauzaun umgeben, angeblich um den Rasen im Innenraum zu schonen, auf dem die Tauziehwettbewerbe der World Games von statten gehen sollen.
Speedskatern – und nur für diese ist eine Bahn interessant, denn der normale Freizeitskater findet es meist nicht sehr erbaulich, nur „im Kreis herum zu fahren“ – wurde der Zugang von den wachsamen Bürokraten der Duisburger Stadtverwaltung verwehrt.
Schaun wir mal, was nach den World Games geschieht und werfen die Flinte noch nicht ganz ins Korn, vielleicht brauchen wir sie ja noch für eine Art Sommerbiathlon auf Inline-Skates.
Derweil bemüht sich die Industrie nach Kräften, den stockenden Absatz wieder in Schwung zu bringen, Feldwege sollen erschlossen werden mithilfe von - genau - Stöcken und speziellen Offroad-Skates. Nachdem es bei Nordic Walking so gut funktioniert, will man die teuren Stäbe nun auch an die Inliner verticken: die pfeifen allerdings drauf. Wer es mal ausprobiert hat, empfindet die Dinger eher als Ballast, den es abzuwerfen gilt, um wieder richtig auf Touren zu kommen. Ausserdem fürchten die Kollegen die Verletzungsgefahr und wollen nicht beim Windschattenfahren aufgespiesst werden: aber vielleicht schafft ja auch hier der Sommerbiathlon Abhilfe...
Weiteres Highlight in diesem Sommer: die Europameisterschaft im eigenen Land! Aber kaum einer, der nicht tagtäglich mit seinen Skates unterwegs ist, hat es wohl bisher mitbekommen. Dabei wird Markus Pape als Ersatz für den verletzten Nico Wieduwilt womöglich über die Marathonstrecke zum Einsatz kommen – wir wünschen es ihm von Herzen und drücken alle Daumen.
Entschieden wird aber in anderen Sphären nach nicht immer nachvollziehbaren Grundsätzen. Auch die mangelnde Professionalität im Funktionärsbereich wird wohl ein Grund gewesen sein, dem Speedskaten die olympische Reife abzusprechen. Daneben haben wir ein eklatantes Nachwuchsproblem: der „normale“ Speedskater ist bereits jenseits der 30 und hat sich oft bereits in mehreren anderen Sportarten versucht. Nirgendwo kann man es so schnell zu etwas bringen, nirgendwo werden so ergiebige Materialdiskussionen von Laien geführt, nirgendwo mehr Ausreden für das eigene Unvermögen gefunden als in unserer jungen, aber hoffnungslos überalterten Sportart. „Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt’s an der Badehose“ heißt es vielsagend, beim Skater sind immer Schiene, Rollen, Lager, Blasen und Blessuren schuld an nicht erbrachter Leistung. Realistische Selbsteinschätzung? Weitgehend Fehlanzeige! Hier noch eine aktuelle Insider-Ausrede für die „Profis“: schneller kann ich nicht mit offenen Schuhen ... (zur Erklärung für Nichtskater: beim Einfahren werden die Skates oft nur locker geschnürt, um die Fußmuskulatur zu trainieren).
Bleibt abzuwarten, in welche Richtung die weitere Entwicklung verläuft, hoffentlich nicht im Sande: Olympia hätte uns gut getan, hätte den erhofften Aufschwung gebracht, hätte Fördermöglichkeiten erschlossen, hätte mir die Möglichkeit gegeben, Christina Musielak als ihr Taschenträger nach London 2012 zu begleiten, denn natürlich wäre sie dabei gewesen, aber jetzt wird es schwer mit der weiteren Motivation;-))
Was bleibt den Speedskatern? Ab auf’s Eis, wie es der über 100fache Weltmeister Chad Hedrick? Anschließend wunderte er sich, warum ein einziger Weltmeistertitel im Eisschnelllauf offensichtlich mehr Wirbel macht als seine gesamte Titelsammlung auf den Rollen. Wir beklagen uns immer über die mangelnde Medienpräsenz, Tatsache ist aber wohl, dass die Einschaltquoten bei den Berichterstattungen über Laufveranstaltungen immer dann in den Keller gehen, wenn die Inliner ins Bild rollen. Wir müssen wohl damit leben, dass unsere Sportart als Wettkampfform ein Mauerblümchendasein am äussersten Rand des Sportspektrums fristet, ob sich daraus bis 2016 ein vernünftiges Beet entwickeln kann, darf bei den derzeitigen Gärtnern bezweifelt werden.***
Die Nacht von Borgholzhausen und der Teuto ohne Auto (das Wochenende 19. und 20.06.2005 aus Skatersicht)
Zwei Skate-Events wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, dazu ein Wetterchen vom Feinsten. Die traditionelle Nacht von Borgholzhausen lockte bei ihrer 30. Auflage neben den vereinsinternen SkaterInnen auch namhafte Prominenz an. Jörg Wecke, der Gewinner des letztjährigen Frankfurt-Marathons, ließ es sich nicht nehmen, unmittelbar nach seinem Sieg bei den Niedersächsischen Landesmeisterschaften nach Borgholzhausen zu düsen und hier "mal eben" die Konkurrenten abzuhängen. Über die Stimmung bei der "Nacht der Nächte" war er höchst beeindruckt, die anspruchsvolle Streckenführung - manche Breitensportler würden sagen: unzumutbar - konnte ihm wie auch den anderen Startern nichts anhaben: erfreulicherweise wurden keine nennenswerten Unfälle verzeichnet. Zweiter wurde Lukas Wannagat vom ISC Münster, der derzeit beste Junior hierzulande, vor Michael Striewe von Westfalia Rhynern. Erst auf den folgenden Plätzen konnten sich die Skater des veranstaltenden LC Solbad platzieren, dann aber auch gleich "rudelweise": die Ränge 4, 5, 10 -13, 15 - 19 gingen ausnahmslos an Lokalmatadoren, deren hochklassiges "Aushängeschild" Markus Pape allerdings am Wochenende in Zürich weilte und quasi in der Champions League der Speedskater, dem World Inline Cup, internationale Erfahrungen sammeln durfte. Im Damenfeld sah es dagegen anders aus: 4 Solbad Mädels auf den ersten 4 Plätzen, besser geht's nicht. Angeführt von Christina Musielak, die mühelos den Sieg nach Hause fuhr, kamen auch Manuela Azzolini und Melanie Krause aufs Siegerpodest. Immer wieder Gänsehautfeeling bescherte den Skatern das begeisterte Publikum im Zentrum der Stadt, sichtlich wurde der Jubel genossen, der gepflasterte Untergrund und die anstrengenden Steigungen kaum noch wahrgenommen. Wir freuen uns aufs nächste Jahr...
Dann sollte es auch wieder einen autofreien Tag im Teuto geben, vielleicht gewürzt mit einem kleinen Rennen zwischen Bielefeld und Detmold??! Wünschenswert wäre es schon, denn allen Unkenrufen zum Trotz (Bielefelds Lokalpolitiker zierten sich - wie immer wenn es um gar nicht mal so innovative Ideen geht - doch allzu sehr, der Oberbürgermeister verweigerte gar die Eröffnung der angeblichen "GRÜNEN"-Veranstaltung) war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Laut Presseberichten waren über 35.000 Menschen unterwegs, um den Teuto ohne Auto zu erkunden. Viele auf dem Fahrrad, aber auch Skater wurden gesichtet. In Freizeitkreisen unbeliebt ist allerdings nach wie vor eine sinnvolle Kopfbedeckung: "Hätte ich den Helm nicht aufgehabt, wäre ich nicht mehr aufgestanden" sagt der Arzt, berichtet mir eine Bekannte, die leider vom Sturzpech nicht verschont blieb. Auch ansonsten war vereinzelt zu beobachten, dass manche wohl der Meinung sind: autofrei = narrenfrei, was die Verkehrsregeln angeht. Ohne Augen und Ohren offen zu halten, bewegten sich einige Zeitgenossen ziemlich auf Kollisionskurs mit dem Rest, als wären sie allein unterwegs. Dennoch wünschen wir uns eine Fortsetzung derartiger Aktionen - sie tragen erheblich zu mehr Lebensqualität bei, gerade in Ballungsräumen und auf Strecken die normalerweise für das reserviert ist, "was hinten stinkt und vorne kracht". Klar geht es nicht ohne Motorisierung in unserer Gesellschaft, das ist auch in Ordnung an 364 Tagen im Jahr, aber den übrig gebliebenen Tag sollten wir nutzen, auch wenn das Wetter mal nicht so mitspielt, wie bei dieser Premiere. Und ein Rennen für Speedskater im Vorprogramm ist garantiert interessanter als der Run and Roll Day auf der holprigen Piste des Ossidamms, dann schon lieber Borgholzhausen...
***
Düsseldorf Marathon und die Folgen...
Der Düsseldorf Marathon am vergangenen Wochenende (08.05.2005) war kein DRIV
Wertungsrennen der Kategorie C. Auf Grund mangelnder Kooperation mit dem
Veranstalter, der Nichteinhaltung gegebener Zusagen und Absprachen, der Mißachtung
fast aller im Lizenzierungsantrag genannten Anforderungen und vor allem wegen
der zu befürchtenden Gefährdung der SportlerInnen durch mangelnde Absicherung
besonders markanter Punkte wie dem Engpass und der Kurve kurz vor der
Zielgeraden, sah sich der Lizenzierungsbeauftragte des Landesverbandes RIV und
Oberschiedsrichter Johannes Gerhards genötigt, die Lizenzierung zurück zu
nehmen.
Diese Entscheidung wurde dem Moderator Sebastian Baumgartner vor dem Start
mitgeteilt, der sie an die TeilnehmerInnen weiter geben wollte. Natürlich sind
wieder einmal die SportlerInnen die Dummen, denen jetzt möglicherweise
erwartete (und verdiente) Ranglistenpunkte abhanden kommen. Andererseits sollten
wir uns überlegen, warum wir weiterhin an Veranstaltungen teilnehmen, bei denen
die originellste Kostümierung (dafür
gab es eine "Jury") höher eingestuft wird als die Sicherheit und
Gesundheit der SportlerInnen. Teilweise zynische Kommentare wie: "...dafür
haben wir ein DLRG Rettungsboot bereitgestellt..." auf den Einwand, was
denn passieren würde, wenn jemand unkontrolliert aus der letzten Kurve getragen
wird und mit dem scharfkantigen Geländer der Rheinuferpromenade kollidiert,
bestätigen mich in meiner Auffassung. Bei der der Lizenzierung vorausgehenden
Streckenabnahme wurde auf diese Missstände eindrücklich hingewiesen, deren
Beseitigung klar und deutlich eingefordert und seitens des Veranstalters auch
zugesagt.
Weitere Gefährdungen im Rennverlauf, wie sich aus den quer verlaufenden
Strassenbahngeleisen lösende Seile - die längst verlaufenden wurden erst gar
nicht ausgeseilt - oder entgegen kommende, nur durch Flatterband
"abgesicherte" Strassenbahnen, bestätigen im Nachhinein meine
Auffassung und die Richtigkeit meiner Entscheidung.
Ich möchte betonen, dass die Leistung der SportlerInnen durch diese Massnahme
nicht herab gewürdigt werden soll. Es war ein grosses Glück, dass
wir von schlimmen Unfällen verschont blieben - das spricht auch für das Können
und die Fairness der beteiligten SkaterInnen - war aber im Vorfeld
nicht abzusehen.
Die Lizenzierung dient in erster Linie der Sicherheit und Gesundheit der
SportlerInnen durch Schaffung von weitgehend einheitlichen und
vergleichbaren Standards. Dies war hier eindeutig nicht gewährleistet bei aller
Großzügigkeit in der Auslegung der Wettkampfordnung und der
Kompromissbereitschaft in einzelnen Punkten.
weiter reichende Erklärungen:
Der Unmut der Sportler an dieser Entscheidung ist verständlich,
nur gebe ich folgendes zu bedenken:
1. Beim Abschluß des Lizenzierungsverfahrens gehen Veranstalter und Landes-
bzw. Bundesverband ein vertragähnliches Verhältnis ein. Der Veranstalter
verpflichtet sich zu bestimmten Zusagen, dafür erhält er das Recht, mit dem
Aspekt "DRIV Wertungsrennen" zu werben.
2. Ob diese Vereinbarungen auch eingehalten werden, kann das
Wettkampfrichterteam erst am Tage der Veranstaltung überprüfen. Solange gilt
die Einstufung als Wertungsrennen als vorläufig und kann demzufolge auch zurück
genommen werden.
3. Seitens des Veranstalters liegt also gewissermaßen ein Vertragsbruch vor.
4. Sportler, die unter der Prämisse angetreten sind, bei diesem Rennen
Ranglistenpunkte erwerben zu können, sind also vom Veranstalter getäuscht
worden, da dieser, wie ich unterstelle, nie und nimmer daran gedacht hat, die
Lizenzauflagen zu erfüllen. Diese Sportler sollten versuchen, ihr
Startgeld zumindest teilweise zurück zu fordern.
5. Dem Moderator und Vertretern einiger Vereine wurde die Entscheidung über die
Aberkennung der Lizenz mitgeteilt, nachdem ersichtlich wurde, dass der
Veranstalter sich nicht im Mindesten darum kümmern wollte, wenigstens den grössten
Gefahrenpunkt entsprechend zu sichern.
6. Wahrscheinlich hätte aber wohl kaum jemand auf die Teilnahme am Rennen
verzichtet, auch wenn die Entscheidung allen bekannt gewesen wäre.
7. Damit das Prädikat "DRIV Wertungsrennen" überhaupt eine
Aussagekraft erhält, war es wichtig, auch einmal konsequent zu sein. Ansonsten
kann sich jedes Rennen lizenzieren lassen und auf jegliche Auflagen, Absprachen
und Streckensicherungen verzichten. Wir könnten uns die ganze Lizenzierung
sparen.
8. Mein Team und ich haben uns im Vorfeld und am Tage der Veranstaltung
gewissenhaft um eine korrekte und regelkonforme Abwicklung bemüht und da auch
viel Zeit und Arbeit reingesteckt. Wären es nur "Kleinigkeiten" wie
das Nichtbereitstellen von Starterlisten und Motorrädern oder der zu schmale
Zieleinlauf gewesen, hätten wir bestimmt mit dem nötigen Fingerspitzengefühl
gehandelt. Letztlich ging es aber um die Sicherheit der Sportler. Wenn der
Veranstalter diese ignorieren will, soll er auch dafür die Verantwortung übernehmen.
Ich bin dazu nicht bereit und stehe deshalb auch zu meiner Entscheidung, die im
Übrigen einstimmig vom gesamten Team beschlossen wurde.
Inzwischen wurde eine sportlergerechte Lösung gefunden: trotz Rücknahme der Lizenz erhalten die Starter ihre verdienten Ranglistenpunkte.
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Bericht von den NRW Landeshallenmeisterschaften im Speedskaten 15.02.2005
Die NRW Hallenmeisterschaften im Inline
Speedskaten waren in organisatorischer und sportlicher Hinsicht ein Höhepunkt
der noch jungen Saison 2005. Mit 101 Teilnehmern aus 16 Vereinen, darunter die
mehrfache deutsche Meisterin, Tina Strüver aus Halle an der Saale, wurden am
13.02. in der Merschweghalle Paderborn neue Massstäbe auf Landesebene
gesetzt. Allerdings muß ganz klar festgestellt werden, dass die Spezialisten
aus Sachsen Anhalt, die als Gäste mit einer schlagkräftigen Mannschaft an
der Veranstaltung teil- und gleich die besseren Plätze der Gesamtwertung
einnahmen, den meisten unserer Verbandssportlern noch in fast allen Belangen
überlegen sind.
Ausgetragen wurde der Wettbewerb in den Junior- und Hauptklassen als
Dreikampf (200 m Einzelsprint, 500 m und 1.000 m Massenstart) und bot jede
Menge hochklassiges "Short Track Skating".
Fotos und Ergebnisse auf www.inlinespeedskaten.info